Biotop Stoawies'n
Biotop Stoawies'n
Das Regionale Trenngrün zwischen Gräfelfing und dem Gewerbegebiet Steinkirchen, in der Vergangenheit meist "Erdbeerwiese", "Ökokonto Steinkirchen" oder auch „Semmelweiswiese“ genannt, hatte 2016 einen neuen, zur Örtlichkeit und Bodenbeschaffenheit passenden Namen bekommen: „Biotop Stoawies’n“ oder einfach Stoawies‘n.
Schon der Name Steinkirchen macht deutlich, dass es sich dort um einen recht steinigen und daher nährstoffarmen Boden handelt. Gerade diese Nährstoffarmut ist die beste Voraussetzung für Artenvielfalt. Auf gedüngten, nährstoffreichen und saftig grünen Wiesen kommen nämlich nur sehr wenige, konkurrenzstarke Arten wie z. B. der Löwenzahn vor. Diese verdrängen die Vielfalt der Arten, die sich im Gegensatz dazu auf einem steinigen, lückigen Boden sehr gut entfalten kann. Wer die bayerische Kulturlandschaft mit offenen Augen betrachtet muss leider beobachten, dass die „Natur“ leider meist aus saftig grünen, aber sehr artenarmen Wirtschaftswiesen besteht. Um beste Voraussetzungen für Biodiversität zu schaffen, wurde dagegen auf der Stoawies‘n bei ihrer Herstellung 2011 sogar noch etwas nährstoffreicher Oberboden entfernt.
Die Saat auf der „Stoawies’n“ ist aufgegangen
Mit Mähgutübertragungen aus der Garchinger Heide und dem Nymphenburger Schlosspark wurde 2011 und 2012 eine Vielzahl von Pflanzensamen auf der Stoawies’n ausgebracht. Seither hat sich die ehemalige Ackerfläche in kürzester Zeit zu einem kleinen Naturparadies entwickelt. Bereits 2015 hatten Landschafts- und Tierökologen im Auftrag der Gemeinde Planegg untersucht, welche Tier- und Pflanzenarten sich auf dem Regionalen Trenngrün zwischen Planegg und Gräfelfing schon zu Hause fühlten. Im Fazit heißt es, die Fläche habe sich „zu einem hochwertigen Magerrasenkomplex entwickelt, der gerade hinsichtlich Frühblühern und niedrigwüchsigen Pflanzenarten, Insekten und Reptilien ein insgesamt sehr hohes Entwicklungspotenzial für naturschutzfachlich wertbestimmende Pflanzen- und Tierarten aufweist.“ Die Stoawies‘n beherbergte demnach bereits vier Jahre nach ihrer Herstellung 74 höhere Pflanzenarten, darunter 37 von naturschutzfachlicher Bedeutung. Die Kartierungsergebnisse attestierten, dass man auf dem richtigen Weg war: „Die Art der Anlage und die bisherige Pflege der Flächen hat bereits nach der kurzen Entwicklungszeit seit 2011/12 zu einem hohen Grad der Zielerreichung geführt, die erwünschten Biotoptypen des Grünlands sind in einer Qualität vorhanden, die den Erfassungskriterien für Biotope (LfU 2012) entspricht. Grundsätzlich besteht für den Biotoptyp GT6210 (Trockenrasen, Magerrasen) bereits jetzt der Schutz gemäß § 30 Bundesnaturschutz- bzw. Art. 23 Bayerisches Naturschutzgesetz.“
Früher prägten artenreiche Wiesen auch das Würmtal
In früheren Jahrhunderten entstanden Landschaften wie die Stoawies’n durch die Dynamik der noch ungezähmten Flüsse bei Hochwässern durch Umlagerung von Kies immer wieder neu, so auch im Abflussbereich des Würmgletschers. Heute muss der Naturschutz solche Flächen oft „künstlich“ herstellen und kann diese auch nur durch gezielte Pflegemaßnahmen erhalten. Das mag zwar mancher als Naturschutz aus zweiter Hand empfinden, aber für die an diesen Lebensraum angepassten Arten ist das allemal besser als gar nichts. Die Infotafeln zur Stoawies’n erläutern diese Zusammenhänge noch genauer.
Helfen Sie mit, die Vielfalt zu erhalten
Eine große Bitte hat die Gemeinde noch an Spaziergänger und speziell an Hundebesitzer: Die vorhandene Artenvielfalt ist gegenüber Störungen sehr empfindlich. Bitte bleiben Sie daher auf den Wegen, nehmen Sie Ihr Zamperl an die Leine und dessen Hinterlassenschaften, wie das auf Gehwegen selbstverständlich ist, auch dort wieder mit. Der Eintrag von Hundekot bedeutet nichts anderes als Düngung und genau die ist für die Biodiversität auf der Stoawies’n kontraproduktiv. Wenn dagegen mal der ein oder andere Wildblumenstrauß das heimische Wohnzimmer schmücken soll, ist das kein Problem, solange dies nicht massenhaft praktiziert wird. Bitte helfen Sie mit, dass Mensch und Natur noch lange Freude an der Stoawies’n haben können!
Infotafeln zur Stoawies'n
Um die naturschutzfachliche Bedeutung der Stoawies'n noch stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken, wurden 2016/17 neben drei Willkommenstafeln und einer großen "Werbetafel" an der Pasinger Straße auch drei Infotafeln entwickelt, die das oben Gesagte für die Besucher vor Ort noch etwas detaillierter erläutern. Passend zur Stoawies'n wurden die Tafeln auf großen Flussbausteinen montiert und fügen sich so sehr schön ins Ambiente in Steinkirchen ein. Der Inhalt der Tafeln steht unten auch als Download zur Verfügung: