Schutzprojekt "Eremiten im Klosterwald Maria Eich"
Bereits auf den ersten Blick erschließt sich dem Besucher des Waldes rund um das Kloster Maria Eich dessen besonderer, ganz spezielle Charakter mit vielen, bis zu 300 Jahre alten Methusalem-Eichen und bizarren Hainbuchen. Jahrhunderte lang genossen Eichen in den Wäldern rund um die heutige Landeshauptstadt wegen ihres stabilen Holzes und ihrer nahrhaften Früchte fürstlichen Schutz. Heute existieren nur noch wenige Relikte dieser ehemals verbreiteten Hutewälder. Im Wald bei Maria Eich ist diese Vergangenheit noch erlebbar.
Teils absterbende, vereinzelt auch bereits tote Methusalem-Eichen zeugen von der historischen Wald-Weide-Nutzung im Klosterwald. Sie sind vor allem Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten in einer Fülle, wie man sie heute kaum noch findet.
Um den besonderen Charakter des Klosterwaldes langfristig erhalten zu können, hat sich eine Projektallianz aus den Bayerischen Staatsforsten, dem Forstbetrieb der Erzdiözese München und Freising, den Brüdern des Augustinerklosters Maria Eich, dem Landkreis München und der Gemeinde Planegg zusammengefunden.
Unter Federführung der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt München wurde für ein rund 40 ha großes Waldgebiet um das Kloster Maria Eich ein Schutzkonzept zum langfristigen Erhalt der wertvollen Methusalem-Eichen erarbeitet.
Bei Kartierungen im Jahr 2015 wurden im Klosterwald Maria Eich 240 Holz bewohnende Käferarten, davon 88 auf der Roten Liste gefunden. Für Aufsehen sorgten 8 Urwaldreliktarten von landesweiter Bedeutung, darunter der Eremit (Osmoderma eremita) und der Kurzhornschröter (Aesalus scarabaeoides), die kleinste heimische Hirschkäferart. Außerdem wurden 9 Fledermausarten, 26 Vogelarten (beides mit Potential nach oben) sowie weitere 200 nicht Holz bewohnende Käferarten festgestellt. Da solche Wälder in Deutschland nur noch selten vorkommen, fehlt den Käfern bzw. Urwaldreliktarten der Lebensraum (Habitat). Sie sind akut vom Aussterben bedroht. Das Gebiet hat somit eine herausragende Bedeutung für die Wald-Biodiversität in Bayern.
Leitbild für das Projekt ist die Sicherung des naturschutzfachlich herausragenden Eichen-Hainbuchen-Waldrelikts um die Wallfahrtsstätte Maria Eich mit seinen Methusalem-Bäumen und landesweit bedeutsamen Artvorkommen durch gezielte, in die fernere Zukunft reichende Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen sowie ein möglichst verträgliches Miteinander von Naturschutz und Erholung. Basierend auf den Kartierungsergebnissen aus 2015 und den wirtschaftlichen und ökologischen Zielen der Forstbetriebe wurde ein dynamisches Zonenkonzept entwickelt, welches das Überleben der festgelegten Zielarten, insbesondere die Habitattradition der wenig mobilen Käferarten langfristig sicherstellen soll. Dieses dynamische Zonenkonzept geht als nachhaltiger Ansatz weit über die übliche statische Biotopschutzfunktion hinaus. Es gewährleistet, dass die Habitate kontinuierlich entwickelt, dauerhaft bewahrt und verbessert werden und ist für die wenig mobilen Holzkäferarten überlebensnotwendig, weil damit sichergestellt ist, dass sie sukzessive in benachbarte Laubholz-Altbestände abwandern können und stets ausreichend Habitatbäume angeboten werden.
Das Schutzkonzept der Projektallianz wurde mit dem Bayerischen Biodiversitätspreis 2016 (2. Platz) des Bayerischen Naturschutzfonds ausgezeichnet. Im April 2019 folgte die Auszeichnung als offizielles Projekt der "UN-Dekade Biologische Vielfalt".
2016 wurden im Projektgebiet Infotafeln zur Information und Lenkung der Besucher aufgestellt, welche 2021 nochmals überarbeitet wurden.
Erste Projektmaßnahmen:
- Bestandssicherung durch sukzessive Freistellung ausgewählter, noch lebender, anbrüchiger und vitaler Methusalembäume im Bestand und an besonnten Bestandsrändern ohne erhöhte Verkehrssicherungspflichten, vor allem der Alt-Eichen
- Belassen von vorhandenem Totholz im Bestand
- Förderung von neuen Mulmhöhlenstrukturen durch maßvolles, gezieltes Setzen von Verletzungen an hierfür geeigneten Bäumen
- Förderung der Entstehung von neuem Totholz, insbesondere durch "Ringeln" von Konkurrenzbäumen
- Erhöhung des Blütenangebots auf der Wiesenfläche vor dem Kloster und an besonnten Waldrändern